Warum ein Waldspaziergang noch gesünder ist als wir denken
24. April 2017

Wir kennen wohl alle diese wohltuende Erfahrung: Ein Spaziergang im Wald. Die verschiedenen Farben, die unterschiedlichen Bäume, die herrliche frische Luft und diese Ruhe. Die Vögel zwitschern, die Blätter im Wald rauschen im Wind. Wir fühlen uns besser. Alleine beim schreiben dieses Artikels beginne ich mich zu entspannen und es tauchen innere Bilder von meinem letzten Waldspaziergang auf. Aber nicht nur auf der visuellen Ebene (das Sehen) nehmen wir die Eindrücke des Waldes auf. Auch können wir schon während unseres Spaziergangs spüren, dass die Entspannung zunimmt, wir fühlen uns ruhiger und beginnen zu genießen. Unser Puls, Blutdruck und Cortisolspiegel (Cortisol ist ein Stresshormon) sinken. Die Adrenalin-Ausschüttung nimmt ebenfalls ab. Der Stressabbau im Körper ist im vollen Gange. Und doch unterschätzen wir die Wirkung des Waldes. In wissenschaftlichen Studien fand man heraus, dass der Aufenthalt im Wald einen starken Einfluss auf das menschliche Immunsystem hat. 2013 veröffentlichte Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Toyo die Ergebnisse in mehreren Studien. Ein Aufenthalt im Wald führt zu messbaren Veränderungen im menschlichen Organismus.

Blutanalysen zeigten nach bereits einem Tag im Wald, dass unsere sogenannten natürlichen Killerzellen im Organismus um fast 40% steigen. Diese Wirkung hält etwa 7 Tage an. Nach zwei Tagen in der Natur steigt die Anzahl der Abwehrzellen auf 50% und die positive Wirkung ist sogar bis zu einem Monat im Blut nachweisbar. Das Immunsystem ist in dieser Zeit verstärkt in der Lage, sich gegen Viren, Bakterien und Krebszellen zu wehren.

Doch was genau stärkt unser Immunsystem?

Nicht nur Mensch und Tier können miteinander kommunizieren. Auch Pflanzen und Mikroorganismen beteiligen sich an diesen „Gesprächen“. Ihre Art der Kommunikation liegt im Verströmen von jede Menge Duftstoffen. Sie tauschen über gasförmige Substanzen Botschaften miteinander aus. Unzählige chemische Verbindungen schwirren gasförmig in der Waldluft umher. Sie alle gehören in die Stoffgruppe der Terpene. Mit deren Hilfe informieren Bäume und andere Pflanzen einander zum Beispiel über Schädlinge, von denen sie angegriffen werden. Einige dieser Terpene kommunizieren wohl auch mit unserem Immunsystem und sind anscheinend für die immunsteigernde Wirkung der Waldluft mitverantwortlich.

Ein Waldspaziergang ist wie Medizin

Die Konzentration der Terpene steigt im Frühling stark an und erreicht im Sommer ihr Maximum. Grundsätzlich sind im Waldinneren mehr dieser chemischen Botenstoffen als am Waldrand zu finden. Nach Regen und bei Nebel ist die Luft besonders reich an Terpenen.

Damit Sie die optimale Heilkraft des Waldes nutzen können, empfiehlt der renommierte Waldmediziner Qing Li:

Verbringen Sie einmal im Monat zwei volle Tage in einem Waldgebiet und halten sich dabei so lange wie möglich im Freien auf. Dadurch bleibt die immunsteigernde Wirkung einen Monat erhalten. Dabei müssen wir in der Natur weder Sport treiben noch wandern. Wir nehmen die Terpene überwiegend über unsere Atmung auf, d.h. also die bloße Anwesenheit im Grünen tut uns schon gut. Und deshalb, auch wenn wir es nicht schaffen Qing Li´s Empfehlung im praktischen Leben umzusetzen, ist es gut zu wissen, dass auch schon kurze Spaziergänge im Grünen unsere Abwehrkräfte stärken.

Meiner Meinung nach hat dieses Wissen ein enormes Potential, denn jeder von uns kann es schaffen, täglich für ca. 30 Minuten sich im Grünen aufzuhalten.

Ob gemeinsam oder allein, ob im Wald oder im Park nebenan, ob man spaziert, joggt oder nur auf einer Bank sich ausruht. Und selbst wenn ihr das Gefühl hat, keine Zeit zu haben, ist es möglich, eine halbe Stunde früher aufzustehen, die Mittagspause in einer grünen Umgebung zu verbringen oder Abends den Tag im Grünen ausklingen zu lassen. Egal auf welcher Weise wir uns im Grünen aufhalten, es tut uns auf viel mehr Ebenen gut, wie ihr vielleicht vor diesem Beitrag dachtet.

Also los geht´s!

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